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Mein ganz persönlicher, versöhnlicher Jahresrückblick (Hinweis: es wird eine lange Versöhnung)

Aktualisiert: 5. Dez. 2020

2020 - ein Jahr, das uns wohl allen immer in Erinnerung bleiben wird.

2020 - ein Jahr, total verrückt und anders als die vergangenen.

2020 - ein Jahr, voll gefüllt mit Premieren, Neuheiten, Ungewohnten.

2020 - ein Jahr zum abhaken?!


So habe ich bis vor kurzem auch gedacht: "Hoffentlich ist dieses Jahr bald vorbei und macht Platz für ein besseres Jahr, ein "normales" Jahr, ein "gutes" Jahr!"

Und ich warne euch vor: dieser Rückblick wird ein bisschen länger, aber es lohnt sich, bis zum Ende durch zu halten ... versprochen :-)


2020 hat bei mir, im ersten Moment, einen unangenehmen Beigeschmack hinterlassen. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Unglücksjahr schnell vorbei gehen muss. Und ehrlich ... es war kein schönes Jahr:


Rückblick

So hat es bei mir mit einer massiven Überlastung begonnen (meine Supervisorin sprach sogar das mächtige Wort BurnOut aus) das dann in totalem Stress und Überforderung aufgrund meiner Diplomprüfung gipfelte.


Dann kam die volle Wucht von Corona - so einem kleinen, unsichtbaren, lt. Elektronenmikroskop eigentlich ganz hübschen, unberechenbaren und unbekannten Virus.

Lockdown! Mein Mann in einem systemrelevanten Betrieb im Dienst. Meine Kollegin und ich in Kurzarbeit und Homeoffice. Meine Familie in der alten Heimat - weit weg, die Distanz war größer und intensiver denn je spürbar.


Zeitgleich im Pflegeheim: ein mir sehr nahe stehender Mensch, ein schwerer Pflegefall durch Demenz und Parkinson verstarb - mitten im ersten, harten Lockdown. Wir durften ihn nicht seinem Wunsch entsprechend beisetzen und verabschiedeten uns nur zu Dritt, einsam und traurig, an seinem Grab.


Auch im Job taten sich große Fragezeichen auf. Dürfen wir Betrieb haben? Unter welchen Sicherheitsvorkehrungen? Im Hinterkopf immer die Verantwortung spürend: für mich, für meine Familie, für meine Kolleg*innen, für unsere Teilnehmer*innnen ... haben wir schon ein ausreichendes Sicherheits- und Hygienekonzept? Eine Gratwanderung zwischen wollen und können.


Aber wer jetzt glaubt, dass dies alles für ein Jahr durchaus ausreichend wäre (ich stimme da übrigens zu 100% zu), der hat nicht mit der Hartnäckigkeit dieses kleinen Virus gerechnet ... Corona ist wieder (oder besser: noch immer) da! Intensiver als im Frühjahr. Anders als im Frühjahr trifft es auf Menschen, die nun schon ausgelaugt sind, müde, die einfach nur wieder Freude und Spaß haben wollen, endlich wieder seine Lieben umarmen, herzen, küssen wollen!


Tja ... und da stehen wir jetzt - mitten im zweiten harten Lockdown und hoffen, dass dieses verflixte 2020 endlich ein Ende findet! ... wie gesagt: unangenehmer Beigeschmack ...


Aber laut Überschrift bin ich ja versöhnt mit 2020! Und das stimmt auch :-) Wie mir das gelungen ist möchte ich mit euch teilen:


Offside

Vor etlichen Jahren durfte ich einen NLP-Kurs besuchen. Neurolinguistisches Programmieren ...

Und da kam ich mit dem Begriff Chunking in Berührung (danke an dieser Stelle an Stefan Mandl).


Zur Erklärung:

Die eigentliche Bedeutung von „Chunking“ stammt aus der Computersprache und bedeutet "in Einheiten einteilen". Im NLP wird der Begriff „Chunks“ verwendet, wenn wir von transportierten und zugleich organisierten Informationseinheiten sprechen. Chunking meint, dass wir verschiedene Erfahrungen in entweder größere oder kleinere Portionen aufgliedern können.

Up- oder down-chunken sozusagen.


Große Einheiten / große Chunks sind hierbei Erfahrungen, die verallgemeinert wurden uns so abstrakter erscheinen. Kleine Chunks gehen auf Details und Einzelheiten ein. Durch bewusstes up- oder down-chunken vergrößere oder verkleinere ich den Fokus auf ein Ereignis, ich verallgemeinere oder präzisiere.


Return

Und nun sind wir wieder beim Jahr 2020 angekommen :-)


Oben habe ich euch einige Erfahrungen aus 2020 geschildert. Jede für sich betrachtet nicht schön, nicht fein, nicht erstrebenswert - große, dunkle, harte Punkte im Kalender.

ABER "zoome" ich mich aus den einzelnen Ereignissen raus, gehe ich eine, zwei, drei Ebenen höher und betrachte dieses aus entsprechender Entfernung, verschwimmen die Details. Das Ereignis ist zwar immer noch da, aber nicht so klar und hart abgegrenzt wie oben beschrieben, sondern einfach ein weichgezeichneter dunkler Fleck.


Vor allem aber sehe ich aus der Ferne betrachtet, dass zwischen diesen recht präsenten Ereignissen auch andere Erlebnisse zu finden sind, helle, farbige, bunte Flecken:

Schöne Erlebnisse, herzerwärmende Begegnungen, berührende Geschichten, neben Wut- auch etliche Mutausbrüche, Freude, Liebe, Erfolge und stärkende Begebenheiten!


Versöhnung

2020 bin ich gewachsen ... persönlich aber vor allem mental.


Ich musste mir (zunächst schmerzlich) eingestehen, dass ich NICHT die Welt aus den Angeln heben kann, dass ich NICHT unzerbrechlich bin, dass ich NICHT immer auf der Überholspur Vollgas geben kann. Ich musste die Bremse ziehen: hart und mit voller Wucht. Aber ich hatte so erst die Möglichkeit zu SPÜREN. Ich war MUTIG und ging so unvorbereitet wie noch nie in eine Prüfung (und wer mich Perfektionistin kennt, der weiß, was das für eine Challenge war).

Ich war voller SELBSTVERTRAUEN (nicht im größenwahnsinnigen, sondern im wortwörtlichen Sinne). Ich war einfach ICH!


Im Lockdown war ich einer nicht gekannten ENTSCHLEUNIGUNG ausgesetzt. Kein Vollgas auf der Überholspur, sondern im Bummelzugtempo auf der Panoramastraße. Ich konnte so Vieles neu sehen, neu erleben und neu entdecken, was mir in der hektischen Zeit davor verborgen blieb.


Besuche bekamen plötzlich eine andere Bedeutung. Ich entwickelte ein BEWUSSTSEIN für das Gegenüber, das durch die Beschränkungen wohl ausgesucht sein muss.

Beziehungen wurden INTENSIVER. Distanzen wurden durch NÄHE überwunden. FREUDE an den kleinen Dingen des Lebens stehen im Vordergrund. Der FOKUS hat sich verschoben: Familie, Gesundheit, ein zu Hause, Geborgenheit, Liebe, Vertrauen, ... das alles SCHÄTZE ich jetzt mehr denn je.


Gemeinsame Zeit mit meinen LIEBEN, entspannte Urlaubstage mit meiner Mama, meiner Schwester, meiner Familie, meinem Mann. So intensive Urlaubstage, weil wir einen Bogen um Rummel und andere Menschen gemacht haben. Wir haben uns einfach auf uns und unser Zusammensein konzentriert.


Und auch beruflich hat mir 2020 ein GESCHENK gemacht: nach rd. 1.400 Stunden Ausbildung und Praxis darf ich seit heute den Zusatz "in Ausbildung unter Supervision" streichen! Ich habe den Gewerbeschein in Händen und darf ab sofort vollumfänglich Beratungen und Coachings machen :-)

Ein ZIEL ist erreicht! Ein Ziel, das ich mir Mitte 2017 gesetzt, Ende 2019 fast schon abgeschrieben und Ende 2020 doch noch erreicht habe. Ein strahlend heller, golden glänzender Fleck auf dem 2020-Kalender!


Und so ist das mit der Versöhnung mit dem besonderen Jahr 2020, das mir immer in Erinnerung bleiben wird. Durch up-chunking, ganz von oben betrachtet, überwiegen die hellen, bunten, glänzenden Flecken und geben ein wunderschönes Bild ab. Fast so, wie ein Foto einer Herbstwiese: übersät mit Blättern - einige noch satt und lebendig, mache schon dürr und fast tot - die aus der Höhe gesehen nicht mehr als einzelne Blätter erkennbar (und schon gar nicht als gut oder schlecht einteilbar) sind, sondern einfach nur ein Bild eines Naturschauspiels zeigen: wunderschön und versöhnlich!

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