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Wer nicht hören will, muss fühlen ...

... wer kennt dieses Sprichwort nicht!

Vor dem inneren Auge ploppt regelrecht ein Bild des erhobenen Zeigefingers und des "ich hab´s dir doch gesagt"-Blicks auf.

"Wer nicht hören will, muss fühlen!" wird als Warnung ausgesprochen, als mahnender Abschluss eines Ratschlages um Etwas nicht zu tun, da es sonst unangenehme Konsequenzen mit sich ziehen würde. Es ist oft der Abschlusssatz eines vorwurfsvollen Gesprächs, oder aber auch eine Androhung vor unangenehmen Folgen.


Vermeintlich, und landläufig...


Betrachte ich jedoch dieses Sprichwort rein aus kommunikationstechnischer Sicht, verliert es nicht nur seinen besserwisserischen Touch, sondern auch seine Überheblichkeit und Bedrohlichkeit.


Wortwörtlich bedeutet es ja dass wir - wenn wir etwas nicht (genau) hören (wollen / können) - stattdessen etwas fühlen. Wenn ich mir also den angelernten, ironisch-zynischen Unterton beim Aussprechen des Sprichwortes einfach weg denke, bleibt ein neutraler Satz über, der durchaus stimmt.


Das Nachrichtenquadrat nach Friedemann Schultz von Thun (wer nähere Infos dazu möchte wird ua. hier fündig https://de.wikipedia.org/wiki/Vier-Seiten-Modell ) beschäftigt sich mit der Interpretation von Aussagen. Schultz von Thun geht davon aus, dass wir auf 4 Ebenen kommunizieren, dh. Nachrichten aussenden aber auch empfangen. Blöd nur, wenn wir nicht auf der selben Ebene miteinander kommunizieren ... dann kommt es nämlich zum klassischen Kommunikationskonflikt. Hier ein Beispiel:

A sagt, im Auto sitzend nach einem Blick auf die Ampel, zu B: "Es ist grün"

B hört ... ?!

Hörst du "Die Ampel ist grün", oder "Ich hab´s ja nicht eilig", oder "Der glaubt wohl ich kann nicht Auto fahren", oder aber "Fahr los"?!


Was heißt dies jetzt aber für das Sprichwort?!

In einem anderen als bisher verwendeten Kontext könnte ich die Aussage "Wer nicht hören will, muss fühlen" so umdeuten:

Wenn ich nicht aktiv zu HÖRE was mein Gegenüber sagt, verstehe ich nicht was es mir sagen will. Ich muss also interpretieren, "höre" ich mich hinein, was das Gesagte bei mir auslöst. Ich FÜHLE was die Aussage bei mir bewirkt. Und werde dann entsprechend diesem Gefühl reagieren.

Diese Reaktion hat allerdings nichts mit dem Gesagten zu tun, sondern lediglich mit mir und meiner Interpretation. Ich HÖRE nicht den ANDEREN, sondern FÜHLE nur MICH.


Also höre ich gut hin, frage nach, und interpretiere nicht. Denn nur so weiß ich, was mein Gegenüber mir wirklich sagen wollte. Und wenn ich das nicht mache? Ganz einfach, kenne ich ein guten Sprichwort: "Wer nicht hören will, muss fühlen"!


Erhobener-Zeigefinder-Modus Ende!

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